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«Die Migros geniesst grosses Vertrauen»

Der neue Verwaltungspräsident der Migros Zürich heisst Christian Biland. Er kennt das Unternehmen aus unterschiedlichen Perspektiven und bringt als leidenschaftlicher Orientierungsläufer einen Kompass und viel Weitblick mit.

neuer verwaltungsrat gmz

Hat bisher mit ­allen Leuten einen Weg ­gefunden: Christian ­Biland, neuer Ver­waltungspräsident der Migros Zürich.

Christian Biland, Sie haben sich 2014 mit 58 Jahren frühzeitig pensionieren lassen. Weshalb wurde nichts aus dem Ruhestand?

2014 hatte ich 13 spannende, erfolgreiche Jahre als Geschäftsleiter der Migros Ostschweiz hinter mir. Nach diesem arbeitsintensiven Engagement war es an der Zeit, in meinem Arbeitsleben eine Zäsur zu setzen, und so habe ich mich entschieden, einem Nachfolger Platz zu machen. Die Verbundenheit zur Migros blieb aber auch in meinem «Ruhestand» bestehen, und ich hatte weiterhin viele persönliche Kontakte. Und dann gab es nach einer kurzen Auszeit wieder Anfragen für interessante Projekte, zu denen ich nicht Nein sagen konnte.


Sie sind schon ein halbes Leben bei der Migros. Woher kommen diese Verbundenheit und diese Anziehungskraft?

Die Migros ist ein grossartiges Unternehmen. Wer bei der Migros arbeitet – in welcher Funktion auch immer – hat die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und in diesem riesigen Universum die passendste Position zu finden. Für mich war besonders die Diver­sität im Migros-Kosmos fas­zinierend: Wo sonst kann man in kurzer Zeit derart viele Firmen und Geschäftszweige kennenlernen? Ich kann hinter allem stehen, was die Migros macht, es wird mir hier nie langweilig.


Wie behalten Sie andererseits die nötige Aussensicht bei, woher nehmen Sie genügend frische Ideen?

Eine gute Vernetzung, Markt­beobachtung und Trend­for­schung sind so oder so ein Muss. Viel kritischere Faktoren stellen für mich aber Zeit und Distanz dar, die manchmal nötig wären, um ausgiebig zu ­reflektieren und beispielsweise die Bedeutung einer Entwicklung in der ganzen Dimension zu erfassen. Klar, es ist nie auszuschliessen, dass man mit Einschätzungen und Entscheiden völlig danebenliegt. Versetzen Sie sich doch mal ins Jahr 1925, als ein Kleinunternehmer mit ein paar Verkaufswagen für ­Furore sorgte. Die wenigsten rechneten damals mit ernst­hafter Konkurrenz. Und ebenso wenig fehlt es der Migros heute an guten Ideen, viel eher an der Qualität bei der Umsetzung und manchmal auch an Entschlossenheit. Hier möchte ich ansetzen.


Wie hat sich die Migros während Ihrer Laufbahn vom Ende der 1980er-Jahre bis heute ­entwickelt?

Die Zeiten sind nicht mitein­ander zu vergleichen. Riesige Veränderungen brachten natürlich die Automatisierung und Digi­talisierung. Aber auch Zentralisierungsbestreben innerhalb der Migros sorgten ­dafür, dass nicht jede Genos­senschaft ihre eigene IT-Lösung hat. Das zieht sich durch weitere Themen bis zur Warenbeschaffung, bei der die Hoheit einst ganz bei den Genossenschaften lag. Auch die Qualität hat sich enorm ­gesteigert. Wir sind heute gerade bei Frischeprodukten von 1A-Qualität verwöhnt, ­überall und zu jeder Zeit gibt es frisch aufgebackenes Brot. Hingegen hat sich beim Dauer­thema Onlinehandel gezeigt, dass die Umsetzung in der Regel den Voraussagen deutlich hinterherhinkt.


Als Beirat von Tegut gewannen Sie von 2016 bis 2019 direkten Einblick in das deutsche Einzelhandelsunternehmen. Was ist Ihnen davon besonders in Erinnerung geblieben?

Im Vergleich zur Migros ist die deutsche Einzelhandelskette Tegut ein überregionales Unternehmen von verhältnismässig kleiner Gesamtbedeutung. Bei der Übernahme durch die Genossenschaft Migros Zürich wurden zahlreiche kritische Stimmen laut. Auch ich stufte dieses Geschäft als mutig ein. Aber gemessen daran, wie sich Tegut in den letzten Jahren ­positioniert hat, zeigt das Unternehmen wunderbar auf, wie man mit Engagement, Herz und den richtigen Leuten am Markt etwas bewirken kann – auch in der heutigen Zeit.

Weshalb schaut man eigentlich bei der Migros so genau hin, was sie gut und was sie weniger gut macht?

Wie kaum eine andere Schweizer Marke geniesst die Migros in der öffentlichen Wahrnehmung einen soliden Ruf und grosses Vertrauen. Der Migros begegnet man auf Schritt und Tritt. Die Themen rund um das orange M betreffen einfach viele Menschen und bewegen letztlich alle Interessierten.


Welche Tätigkeiten und Leidenschaften nehmen neben ­Ihrem Engagement für die Migros den grössten Platz ein?

Das ist definitiv der Sport. Seit 1973 bin ich aktiver OL-Läufer, war Trainer und Jugend-und-­Sport-Experte. Seit ich im Teilruhestand bin, laufe ich wieder mehr und absolviere 40 bis 50 Orientierungsläufe pro Jahr.


Wann haben Sie das letzte Mal über sich selber gelacht?

Ich kann gut über mich ­lachen. Auch kenne ich keine Berührungsängste und habe bisher mit allen Leuten einen Weg gefunden. Dass ich so gern zuhöre wie rede, kommt mir zugute.

neuer verwaltungsrat gmz itw

Zur Person

Christian Biland ist Vater von zwei erwachsenen Kindern und wohnt mit seiner Lebenspart­nerin in Wettingen AG. Nach der Hochschule in St. Gallen fand er bald den Weg in die Migros Aare, damals Migros Aargau/Solothurn. Er nahm diverse Funk­tionen ein, bis zum Direk­tionsleiter Supermarkt. Von 2001 bis 2014 war er Geschäftsleiter der Migros Ostschweiz, bis 2014 Vizepräsident der Verwaltung des Migros-­Genossenschafts-Bundes, von 2016 bis 2019 war er im Tegut-Beirat. Da­rüber hinaus amtiert Biland in der Gottlieb-und-Adele- Duttweiler-Stiftung, als Vize­präsident der Migros-­Tochter Denner und neu als ­Präsident in der Verwaltung der Genossenschaft Migros Zürich.