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Perle unter den Beeren

Ursprünglich aus dem Hochgebirge Südamerikas, fühlt sich die «Physalis» auch auf den Feldern des Beerenproduzenten Schibli in Otelfingen inzwischen wie zu Hause. Seit fünf Jahren baut der Familienbetrieb die leuchtend orange, etwa kirschgrosse Beere exklusiv für die Migros Zürich an.

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Denisa Dzurillova von der Firma Schibli Beeren kennt und mag die saure Frucht.

Heinz Schibli war sich bewusst: «Die Physalis wird nie den Königsweg beschreiten wie etwa meine Erdbeeren». Und trotzdem habe ihn die exotische Pflanze von Anfang an fasziniert. Anders als andere Beeren, sei die Physalis in einer Art Urform erhalten, beschreibt es Schibli. «Sie ist viel robuster, hat einen ganz anderen Geschmack und eine höhere Shelf life, also Haltbarkeitsdauer.» Doch gibt es von weltweit kaum Physalis-Züchter und in Europa ist nur eine einzige Sorte im Umlauf. Experimentieren war deshalb seit der ersten Stunde angesagt und obschon Schibli schon allerhand über Physalis weiss, experimentiere er bis heute.

Genial und doch verkannt
Auf Anhieb angetan war Heinz Schibli von den tollen Eigenschaften der kugelrunden Beere, die ursprünglich aus Südamerika kommt und deshalb auch Andenbeere genannt wird. So ist die Frucht reich an Eisen und Phosphor, Vitamin C und zellschützendem Provitamin A und enthält manch weitere wichtige Nährstoffe. Daneben werden ihr in ihrer Heimat krebshemmende, potenzfördern und positive diätische Eigenschaften nachgesagt. Und nicht nur für den Konsumenten, sondern auch für den Produzenten gehört die Physalis zu den ganz praktischen Kandidaten – kommt doch die Kultur in Otelfingen ohne Pflanzenschutzmittel aus, weil Schädlinge zurzeit schlichtweg keine bekannt sind. Ebenso kann sich Schibli bei den Physalis auch den Dünger sparen, denn die Pflanze begnügt sich mit dem, was ihr die Natur auf dem Feld zur Verfügung stellt.

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Physalisernte

Dennoch, wie Schibli anmerkt, handelt es sich bei der Physalis nach wie vor um eine Rarität. Auf der Speisekarte der Schweizer und Europäer hat die Physalis keinen festen Platz. Schibli vermutet, dass der ihr eigene Geschmack und die leicht säuerliche Komponente hierzulande noch gewöhnungsbedürftig ist und kann sich durchaus vorstellen, dass die grosse Zeit der Physalis noch bevorsteht: «Wenn erst der Nutzen der Frucht anerkannt ist, kann die Physalis von der schmucken Dekofrucht zu gefragtem Superfood avancieren».

Beere um Beere ins Körbchen
Eigentlich sind die zwittrigen und selbstbefruchtenden Physalis mehrjährige Gewächse, doch die Überwinterung auf dem Freiland ist für die frostanfällige Pflanze kaum umzusetzen. Aus diesem Grund wird jeweils im Januar von Neuem aus Samen eine frische Generation Pflanzen herangezogen. Nach ungefähr zweieinhalb Monaten ist das Pflänzchen drei bis sechs Zentimeter hoch und robust genug, draussen auf dem offenen Feld der Witterung zu trotzen. Nimmt die Lichtintensität im zweiten Halbjahr wieder ab, geht die Pflanze von der vegetativen Phase in die generative Phase über. Oder anders ausgedrückt: Sie stoppt ihr Wachstum und setzt stattdessen ihre ganze Energie in die Fruchtbildung. So simpel ihre Kultivierung, so aufwendig ihre Ernte. Da die Beeren nicht gleichzeitig abreifen, durchstreife man das Feld wochenlang auf der Suche nach nachgereiften Früchten.

Das saure Extra
Die Physalis harmonieren bestens mit Schokolade und pikanten Saucengerichten mit Kalbfleisch oder Geflügel. Ausserdem zieren Physalis Cocktails, Käseplatten, Desserts oder ein exotisches Chutney. Natürlich kann man Physalis auch pur geniessen oder in Obstsalate, Müslis, Kuchen oder Joghurt geben. Problemlos sind die Beeren zwei bis drei Wochen lang haltbar.

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Die Fruchtreife ist an der hellbraunen, trockenen Hülle erkennbar.